Eritrea war im Altertum Teil des Axumitischen Reiches (Königin Saba). Von Adulis, am roten Meer, gab es Handelsbeziehungen mit Griechenland.
Das Hochland von Abessinien, das bis ins heutige Eritrea hineinreicht, wurde aufgrund des ausgezeichneten Klimas (Nilquellen) mit der Zeit dicht besiedelt. Die vielen Königreiche wurden durch den „König der Könige“, den Kaiser von Abessinien beherrscht.
Handel und Beziehungen wurden ab dem 17. Jh. Insbesondere mit dem ottomanischen Grossreich, an dessen südwestlicher Flanke sich das Gebiet des heutigen Eritrea befand, betrieben. Mitte des 19. Jahrhunderts machte sich der Schweizer Munzinger (Sohn des Bundesrates Munzinger) als erfolgreicher Geschäftsmann, Forscher und Diplomat einen Namen (empfehlenswert der Roman Munzinger Pascha von Alex Capus).
Italienische Feldzüge gegen Äthiopien wurden aus dem heutigen Eritrea angesetzt. Seit Ende des 19. Jh. war es bis 1942 italienische Kolonie. Die verlorenen Schlachten von Adua und Axum im Jahre 1892 galten als nationale Schmach. Nie zuvor hatten europäische Kolonisationsmächte gegen Einheimische wenig entwickelte Mächte eine solche Niederlage erlitten.
Mussolini wollte sich und seinem Volk zeigen, wie Italien eine Weltmacht werden könnte. Nebst Ruhm suchte er neuen Lebensraum und Rache für die Niederlagen von 1892. Mit einem Heer in noch nie dagewesener Grösse und mit Mitteln wie noch nie zuvor in der Weltgeschichte griff er von seiner Kolonie Eritrea mit mehreren hunderttausend Soldaten 1936 das Kaiserreich Äthiopien an. Mit Bombern und Giftgas und an vorderster Front eritreischen Söldnern (Askaris) wurde das Kaiserreich mit schon damals geächteten Mitteln in die Knie gezwungen.
Nach heftigen Kämpfen eroberten 1942 alliierte Truppen vom Sudan aus Eritrea. Nach dem Weltkrieg wurde Eritrea britisches Protektorat. Das durch die UNO zugebilligte Selbstbestimmungsrecht konnte vorerst nicht ausgeübt werden da Kaiser Haile Selassie Eritrea ohne Intervention der UNO 1961 annektierte. Dies war den auch der Beginn der eritreischen Unabhängigkeitsbewegungen.
Zwei Hungersnöte biblischen Ausmasses, die erste 1974/75 und die zweite 1984/85 führten zu politischen Veränderungen. In den siebziger Jahren war der herrschende Kaiser Haile Selassie der Meinung, eine Hungersnot sei ein innenpolitisches Problem und gehe die internationale Gemeinschaft nichts an. Es kostete ihn Kopf und Leben aufgrund eines Militärputsches. Zehn Jahre später hat Oberst Mengistu internationale Hilfe zugelassen. Trotzdem waren die Widerstandsbewegungen im Norden, die ihn bekämpften stark genug, so dass er 1991 in einer Koalition mehrerer Widerstandsgruppen besiegt und vertrieben werden konnte.
Eritrea wurde nach über Dreissigjährigem Krieg unabhängig – weitgehend aus eigener Kraft. Bereits 1998 wurde es von Äthiopien angegriffen. Der zweijährige Krieg, 1998-2000, den die Äthiopier mit „human waves“ Strategien führten, endete vorerst in einem Waffenstillstand. Bis heute sind umstrittene Gebiete an der Grenze von Äthiopien besetzt. Der vorgesehene Friedensprozess ist blockiert.
Mit dieser Ausgangslage wurde die wirtschaftliche und politische Entwicklung Eritreas massiv erschwert. Junge Leute sind zunehmend nicht mehr bereit dem Land unter schwierigen und ärmlichen Bedingungen zu dienen.
2005 entschied das schweizerische Bundesgericht, dass ein eritreischer Deserteur als politischer Flüchtling zu anerkennen sei. Im Jahr darauf schnellten die Flüchtlingszahlen erstmals auf eine vierstellige Zahl. 2014 und 2015 sind 15‘000 „Perspektivenflüchtlinge“ aus Eritrea in der Schweiz angekommen.
Im Jahre 2014 und 2015 hat das Staatssekretariat für Flüchtlinge (Justizdepartement) versucht, mit Eritrea ein Rückkehrabkommen auszuhandeln. Die Direktion für Entwicklungszusammenarbeit (Aussendepartement) hat vor über zehn Jahren entschieden, in Eritrea nicht mehr aktiv zu sein. Das wurde in letzter Zeit mehrmals bestätigt. Auf einer Karte des EDA steht „conflit oublié“.
Allen Widrigkeiten zum Trotz hat sich das Land seit seiner Unabhängigkeit in vielen Bereichen entwickeln können. Geopolitisch hat das wenig bekannte Land eine nicht zu unterschätzende Bedeutung.
Die Schweiz wird nicht darum herumkommen, sich ernsthaft um diplomatische und konsularische Beziehungen mit Eritrea zu bemühen.
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